Das Café Prückel

Das Café Prückel am Karl-Lueger-Platz gehört zu den Häusern, die Wiens Kaffeehauskultur geprägt haben. Am 25. Dezember 1903 wurde vom ehemaligen Radrenneuropameister Maxime Lurion das Kaffeehaus als ‚Café Lurion‘ eröffnet. Schon kurz nach der Gründung gab es im Souterrain des „Lurion“ Kabarettveranstaltungen.

Der Standort an der Wiener Ringstraße war von Maxime Lurion (1875–1948) war für ein Kaffeehaus sowohl damals wie auch die heute optimal gewählt. Die Architektur von Jakob Gartner, die Inneneinrichtung von Sándor Járay wurde im Stile von Hans Makart gestaltet. Zur Erhöhung des künstlerischen Gesamteindrucks wurden Bildwerke und Springbrunnenfiguren zeitgenössischer Künstler ausgestellt. Die messingmontierten Tische trugen, als erste in Wien, Opalin-Platten aus den Steinbrüchen von Saint-Gobain.

Maxime Lurion

Maxime Lurion, dreifacher
Europameister und Gründer
des jetzigen Café Prückel.

Noch unzeitgemäß, wurde auf eine (besetzte) Kassa verzichtet. Als besondere Attraktion wurden in der an den Gastraum anschließenden American Bar Getränke von einem Original-Mixter aus England (PoC) serviert.
Im ebenfalls luxuriös ausgestatteten Souterrain befanden sich Wintergarten, Clubzimmer, Tanz- und Speisesaal und Kegelbahn. Dieses umfängliche, repräsentative Raumangebot (für 400 Personen) sollte über lange Zeit ein Aktivposten des Betriebs sein, genutzt von unzähligen Vereinen für Einzelveranstaltungen wie auch als Klublokal.
Lurion, suchte umgehend nach der Eröffnung um Genehmigung eines Schanigartens an, der gängigen Ansicht folgend, dass ein Kaffeehausbetrieb ohne Terrasse unrentabel sei. Als ihm dies versagt wurde und Lurion konkursreif war, übergab er das Lokal bereits 1904 an seinen Schwiegervater, den gestandenen Cafetier Ludwig Spitzer. Da Spitzers Ansuchen 1904 vom Stadtrat ebenfalls bgelehnt wurde, entschloss auch er sich zum spontanen Verkauf und überließ noch 1904 das nunmehr als Café Miramonte firmierende Lokal Wenzel Prückel (1838–1917), Begründer des Café Central.

Prückel, bleibender Namensgeber des Cafés, schaffte es dann im Juli 1906, die Erlaubnis für das Aufstellen von Tischen zu erreichen. Ab 1920 bis 2024 übernahmen das Café Mitglieder der Familie Palouda. Zuletzt von 1960 bis 2024 Christl Sedlar, die das Café von ihrer Großmutter Therese Palouda übernahm. Seit Jänner 2024 wird das Café Prückel nun von PKL Traditions Café GmbH betrieben, welche die große Tradition mit aller Sorgfalt in die Zukunft führen wird.

Das Café Prückel am Stubenring ist eines der letzten Ringstraßen-Cafés, die die Goldene Ära der Kaffeehäuser in Wien prägten und damals wie heute Treffpunkt für Bürgertum, Künstler, Intellektuelle und Mächtige sind.

Am 7. November 1931 gründete die Schauspielerin Stella Kadmon in einem Bühnenraum im Souterrain des Cafés ihre Kleinkunstbühne „Der liebe Augustin“, an der bis März 1938 unter anderen Peter Hammerschlag und Gerhart Herrmann Mostar wirkten und die zahlreichen aus Nazi-Deutschland geflohenen Künstlern eine Wirkungsstätte bot. Therese Palouda, Großmutter der heutigen Prückel-Besitzerin Christl Sedlar und damals Wirtin des Cafés, verzichtete für eine „Konsumationsbeteiligung“ auf die Raummiete. Nach dem Exil von 1938 bis 1947 führte Kadmon die Bühne im Prückel unter der Bezeichnung Theater der Courage weiter, bis sie 1960 die Spielstätte wechselte. Die Kellerbühne ist bis heute erhalten und wird als „KiP – Kunst im Prückel“ mit Theater- und Kabarettprogrammen bespielt. Der Bühnenraum wurde 2013 als „wichtiger Ort des Exils“ vom Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien für die Gedenkveranstaltung „80 Jahre Bücherverbrennung“ genutzt. 2024 übergab sie an ein Betreiberteam mit Daniel Jelitzka von JP Immobilien als Hauptgesellschafter. „Ein klassisches Kaffeehaus zu führen, ist vermutlich der heimliche Wunsch der meisten Wienerinnen und Wiener. Wir können uns jetzt diesen Lebenstraum erfüllen und dazu beitragen, die Kaffeehauskultur in eine neue Ära zu führen. Unsere Gäste werden auch weiterhin das vertraute Ambiente vorfinden und beste Küche genießen können.“ erklärt dieser.